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la revolución no será incomible

Am Anfang war der Hunger

Ein Kochblog? Wie bitte? Es waren weniger die Reaktionen meiner Freunde, die (überraschenderweise) alle sehr positiv ausgefallen sind, als vielmehr meine eigene Skepsis, die das Projekt mehr als einmal fast zum Scheitern gebracht hätte. Im Prinzip kann ich nämlich nicht kochen. Nicht wirklich. Daraus lässt sich auch schließen, dass es ziemlich schwierig werden wird, anderen Menschen Tipps, Anweisungen oder was auch immer auf ebendiesem Themengebiet zu geben, ohne überaus inkonsequent zu sein.

Doch glücklicherweise gibt es genügend Argumente, die für la cocina sprechen. Gut, nicht immer führen meine Eskapaden am Herd zum gewünschten Ergebnis, aber ich kann mit Sicherheit behaupten, deutlich mehr genießbare Mahlzeiten als Ausschuss produziert zu haben. Vor allem aber ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Übung als Talent, was mir auf meinem Weg zum Spitzenkoch noch fehlt. Und Grund für mehr kulinarische Praxis habe ich ja jetzt: Schließlich soll dieses Blog nach und nach mit einer großen Portion an Inhalten gefüllt werden.

Am Anfang allen Kochens steht wohl der Hunger. Wie jeder Leser wissen dürfte, ist dieses Gefühl weitaus tückischer, als man annehmen möchte. Hunger sagt nämlich nicht einfach: “Ich brauche Essen. Jetzt.” Nein, er meckert zumindest “Ich brauche etwas Herzhaftes” oder “Ich will jetzt etwas Süßes!” In den meisten aller Fälle schreit der Hunger, dieses übellaunige, unnachgiebige Biest, aber: “Wenn ich nicht auf der Stelle einen Salat mit Tomaten und Büffelmozzarella, leckere Pasta und zum Nachtisch Tiramisù bekomme, fällst du auf der Stelle tot um!” (Die Gerichte können natürlich variieren). Was einen wiederum in die Küche treibt. Denn mit einem Käsebrot anstatt einer frischen, dampfenden Pizza gibt sich der (fast hätte ich schon “kleine” gesagt, dann knurrte mein Bauch wütend) Hunger höchstens eine halbe Stunde lang zufrieden (bei dem Wort “Käsebrot” musste ich eben an Helge Schneiders Song denken. Eines Morgens habe er nur noch zwei Scheiben Brot in seiner Küche gefunden. Etwas Butter drauf, Käse, und zusammengeklappt – Käsebrot war geboren. Ja, “Not macht erfinderisch”). Argument Nummer zwei.

Der dritte unschlagbare Punkt pro Kochblog: Ich esse für mein Leben gern. Ich esse zweifellos besser, als ich koche (noch). Und die Natur ist auf meiner Seite. Wenn es im Kosmos mit hundertprozentig rechten Dingen zuginge, wöge ich inzwischen mindestens hundert Kilo. Was glücklicherweise nicht der Fall ist. Zugegeben, manchmal nutze ich diesen Vorteil auf geradezu frivole Art und Weise aus. Ich esse bisweilen aus purer Langeweile. Ich esse fast immer noch weiter, nachdem ich satt bin. Damit ich nicht so schnell wieder hungrig werde. Mein Karma wird demnächst wohl oder übel zurückschlagen müssen …

Und zu guter Letzt liebe ich food photography. Unbezahlbar, wenn man schon beim Anblick eines Fotos Hunger bekommt (vielleicht sollte ich besser eine Zwischenmahlzeit einschieben, so inflationär dieses Wort gerade auftaucht, fast so oft wie runde Klammern). Dass mich die Fotografie allgemein begeistert, dürfte bekannt sein, aber gerade Lebensmittel geben ein fantastisches Motiv ab. Auch auf diesem Gebiet wird mir Übung nicht schaden.

Alles in allem eine mehr als positive Bilanz für la cocina. Jetzt sollte ich längst schon wieder auf dem Weg in die echte Küche sein, die Rezepte sollen schließlich nicht geklaut, sondern hart erarbeitet werden. Wünscht mir gutes Gelingen—ich euch schon jetzt bon appétit!

Florian Lehmuth
4. Oktober 2010
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