Die perfekte Tasche?

Im Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, fällt mir auf, dass ich in der Vergangenheit noch nie eine Tasche besessen habe, von der ich richtig begeistert war. Das ist insofern verwunderlich, als dass ich noch bis vor kurzem insgesamt zwölf Jahre damit beschäftigt war, zu viele Dinge in verschiedenen Behältnissen in verschiedene Schulgebäude zu schleppen. Mit dem Einstieg an der Universtität beschloss ich, diesen Zustand zu ändern. Wochenlang habe ich online recherchiert und in diversen Läden vor Ort nachgeforscht, doch traurigerweise scheint es in Deutschland von mir abgesehen keinen Bedarf an wohlgestalteten Schultertaschen zu geben.
Die von mehreren vertrauenswürdigen Quellen hochgelobte Incase Messenger Bag befand ich für zu groß und zu schlaff. Eine Tasche sollte ihre Form auch beibehalten, wenn sie einmal nur mit wenig Inhalt befüllt wird. Die optisch wunderbare Variante von The 99% wird nur unter Inkaufnahme eines völlig unangemessenen Portos nach Europa geliefert. Meine letzte Option war die Urban Messenger Bag von Alkr, mit der ich schon seit ihrer Vorstellung liebäugelte. Allerdings war sie seit Monaten ausverkauft und auf meine Nachfrage wurde angekündigt, der Nachschub könne noch längere Zeit auf sich warten lassen. Eine weitere Phase intensiven Googlens förderte schließlich einen Restposten von einem einzigen Exemplar beim niederländischen Versandhandel Freshcotton zu Tage. In weniger als 48 Stunden befand sich das Paket bei mir.
Seit einigen Wochen habe ich meinen neuen, stolzen Besitz nun im täglichen Einsatz und möchte ein erstes Resümee ziehen.
Äußerlich mag die Tasche wie das Incase-Modell etwas unscheinbar wirken, doch das leuchtend hellblaue Innenfutter und die orangen Akzente machen das spielend wett. Die Wahl von Cordura-Nylon als Hauptmaterial ist nicht weiter ungewöhnlich und durchaus nützlich, weil man seine Habseligkeiten so auch sicher durch den Regen transportieren kann; allerdings sind die Nähte hier und da ein wenig unsauber. Da das durchdachte Design nicht beim Aussehen endet, versuche ich, die einzelnen Fächer und Funktionen ein wenig zu gliedern.

- Im allervordersten Reißverschluss-Fach mit den Reflektor-Streifen befindet sich bei mir zur Zeit nur der abnehmbare Quergurt, aber viel hat darin sowieso nicht Platz.
- Der Griff ist mit einem abnehmbaren Stück Nylon umwickelt, das einen Schlüsselring enthält. Vor allem bei hohem Gewicht lässt sich die Tasche durch den breiteren Griff angenehmer tragen.

- Ganz oben im Bild steht die Lasche des vordersten Klettverschluss-Fachs direkt unter der Taschenklappe hervor. Hier bewahre ich meinen zugegebenermaßen etwas sperrigen Schlüsselbund an einem Karabinerhaken auf, der sich durch einen Clip unkompliziert abnehmen lässt (siehe nächstes Foto). Der Riemen ist gerade so lang, dass ich damit Haus- und Wohnungstür öffnen kann, ohne die Tasche oder den Schlüsselbund abnehmen zu müssen. Praktisch. Im selben Fach gibt es noch drei abgetrennte Bereiche, einer davon samtgepolstert, in dem Smartphone und anderer Kleinkram verstaut werden können.
- Die beiden orangen Zipper markieren zwei verschieden große Reißverschlussfächer. In das obere passen Blöcke und Hefte in A5-Größe oder das neue Kindle [Affiliate-Link], das untere bietet Platz für ein Standard-Moleskine-Notizbuch.
- Auf der linken Seite verbirgt sich vorn noch ein Klettverschluss-Fach, das wie für Reclam-Büchlein geschaffen scheint.
- Rechts vorn befindet sich in meinem Fall in einem offenen Fach die obligatorische Packung Taschentücher. Davor sind noch schwach drei Stiftschlaufen zu sehen. Mehr als drei Stifte braucht man sowieso nie.
- Das Innenfach ist wirklich riesig. Die große orangefarbene Mappe hat DIN-A4-Übergröße und trotzdem könnte ich auf der Seite noch eine Flasche unterbringen. Der Boden ist zu meiner Begeisterung gut gefüttert, sodass die Tasche niemals wirklich aus ihrer Form gerät.
- Hinter der Mappe erkennt man ansatzweise die Lasche eines samtweich gepolsterten Laptop-Fachs, das die komplette Rückseite einnimmt und über einen Klettverschluss zusätzlich gesichert ist. Laut Hersteller finden Geräte bis zu 15 Zoll darin Platz.

- Der Schultergurt ist angenehm breit und lässt sich durch eine große Öse auch während des Tragens verstellen.
- Die Taschenklappe wird in geschlossenem Zustand nicht nur durch die beiden Clips (zweites und sechstes Foto), sondern auch durch Klettverschlüsse auf beiden Seiten in Position gehalten. Auch wenn man zu faul ist, die Clips jedes Mal zu öffnen und zu schließen, kann so kaum etwas schiefgehen.

- Das abnehmbare Polster für den Schultergut ist goldrichtig für jede lastgeplate Schulter. Der abnehmbare Querriemen hingegen erfüllt meinen bisläufigen Erfahrungen nach den Zweck der Gewichtsverteilung eher schlecht.

- Bisher gab es meines Wissens erst einen Größenvergleich mit dem lebenden Objekt. Wie riesig die Tasche in Wirklichkeit ist, wird auch hier noch nicht richtig deutlich. Stattdessen könnt ihr sehen, dass ich die Urban Messenger Bag offenbar zu tief trage.
- Zwei Schlaufen an der Außenseite laden dazu ein, noch mehr schwere Gegenstände zu transportieren. Habe ich meinem Rücken zuliebe bisher noch nicht ausprobiert.
Ich hatte definitiv noch nie eine Tasche in den Händen, die näher an der Perfektion war als diese. Tatsächlich fallen mir auch keinerlei Verbesserungsvorschläge ein. Well done, Mr. Alker!
Schade nur, dass die sie derzeit noch immer ausverkauft ist. Immerhin könnt ihr auf der Seite der Urban Messenger Bag schon einmal die besseren Produktfotos bewundern.