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I don’t need any new friends – Skins Season 6 Part 2

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So ist es mit Zielen: Kaum setzt man sie sich, schon wird man träger. Aber noch bin ich munter dabei und es gibt keinen Grund, nicht ein paar Worte über den weiteren Verlauf von Skins zu verlieren. Auch diesmal sei darauf hingewiesen: Diese Besprechung enthält brisante, handlungsvorwegnehmende Informationen, deshalb lest ihr sie ihm Optimalfall erst nach dem Ansehen der ersten vier Episoden der sechsten Staffel. Andernfalls seid ihr jetzt gewarnt.

Beginnen wir mit dem unschönen Teil dieser Rezension: Folge 3. Von der Idee, Grace durch einen neuen Vollzeit-Charakter zu ersetzten, war ich von Anfang an ziemlich angetan. Vielleicht muss man sich den Tausch als Hilferuf verzweifelter Drehbuchautoren vorstellen, die partout nicht mit den Entscheidungen des Castings klarkommen. “Lassen wir dieses elendige Püppchen Grace mit ihrer begrenzten darstellerischen Ausdrucksfähigkeit einfach sterben und ersetzen wir sie durch einen talentierten Schauspieler.” “Lassen wir dieses elendige Glubschauge mit seiner begrenzten darstellerischen Ausdrucksfähigkeit einfach irgendwo in Marokko verrotten.” “Lassen wir auch diesen elendigen frisurresitenten Miesepeter Alex mit seiner begrenzten darstellerischen Ausdrucksfähigkeit einfach nach der zweiten Folge für immer verschwinden.”

Leider klappt es auch mit dem neuen Protagonisten so überhaupt nicht. Mit aller Kraft wird versucht, Alex Henley schmackhaft zu machen. Sympathien zu wecken. »Everything about me is magic.« Schade, gerne hätten wir das geglaubt.

Erzählerisch gibt sich die Episode Mühe, aber es fällt schwer, auch nur einen Spannungsbogen auszumachen. Alex’ Spielchen mit dem Würfel wirken so albern wie die Beerdigungsfeier für Grace. Am Ende wird klar, dass er aus der Verarbeitung des Verlusts seiner Großmutter so viel Kraft schöpft, dass er der Gruppe wieder ein wenig davon zurückgeben kann. Leider befindet sich die Stimmung durchweg nur knapp über dem Tiefpunkt, wobei man gleichzeitig niemandem so recht abkauft, dass der Tod Graces daran schuld sein soll. Die Gang schwimmt wieder einmal weit draußen, aber zum Glück erreicht sie auch schnell wieder trockenen Boden.

Kommen wir also mit Frankys Episode zum interessanten Part. Ein wenig Ultraviolence, ein wenig Bonnie und Clyde. Lukes wunderbar fiese Ausstrahlung ist gleichzeitig so unglaublich anziehend. Ein Widerling zum Verlieben. Das erkennt auch Franky, die geplagt von Schuldgefühlen verzweifelt nach Halt sucht und ihn in ihrem Umfeld nicht findet. Luke macht es ihr leicht mit seiner Gleichgültigkeit. »Are you ready to finish what we started?«

Ein Wendepunkt tritt ein, als Franky mit ihrer Auflehnung ihren eigenen Vater verletzt und sich anschließend gänzlich aus der Gemeinschaft verstoßen sieht, was mit der Übernachtung im Park angedeutet wird. Aber es kommt anders als gedacht: Ihre Eltern reichen ihr die Hand zur Versöhnung und Franky darf ein Stück Vergebung erfahren. Nick macht einen Schritt auf sie zu, wirkt aber etwas unbeholfen – es gab in der Vergangenheit keine Anzeichen für eine Annäherung der beiden, was die Avancen für die Zuschauer ein wenig unglaubwürdig wirken lässt. Franky hingegen nimmt sein Angebot gar nicht ernst. Als sie aber mit der Zeit realisiert, dass ihre Beziehung zu Luke nur eine selbstzerstörerische Ausflucht war, wird Nick zum positiven Rettungsanker. Die sexuellen Spannungen zwischen Alo und Mini waren schon in der sechsten Folge der letzten Staffel auszumachen, als der Bauernjunge der immer weniger arrogant wirkenden Königin der Oberflächlichkeit bescheinigte: »You’re actually alright.« Aber auch das Paar Franky und Nick könnte gerade wegen seines unvermittelten Auftauchens noch ziemlich spannend werden.

Ich erinnere mich vage daran, wie einer der neuen Darsteller zu Beginn von Staffel 5 (ich glaube, es war Sean Teale, der Nick spielt) im Interview seine Begeisterung ausdrückte, zum Cast von Skins zu gehören. Er könne der neue Nicholas Hoult werden. Dakota Blue Richards steht ohne Frage eine solide Laufbahn bevor. Der neue Nicholas Hoult aber wird Joe Cole sein.

Dies ist der zweite Teil einer fünfteiligen Serie über zeitgenössische Fernsehkultur, eine verlorene Generation und romantische Anmachsprüche. »You make my brain come, my heart jump and my prick hard.«
Florian Lehmuth
26. Februar 2012
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