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Testbericht: HTC Legend

HTC Legend

Das Legend verspricht erstmalig ein rundes Gesamtkonzept aus HTC-Hardware und Android-OS. Es geht auf – doch leider lässt die Performance nur allzu oft zu wünschen übrig. Eine Preis-Leistungs-Kalkulation.

Überraschenderweise kam ich dank Vodafone vor kurzem noch dazu, das HTC Legend ein wenig zu testen. Obwohl das Gerät schon relativ lange auf dem Markt ist, genießt es noch ziemlich große Popularität und scheint seine Lücke unterhalb der Höchstklassen-Smartphones wie iPhone 4, Desire oder Nexus One gefunden zu haben, grenzt sich aber auch nach unten hin von günstigeren, für jüngere Zielgruppen entworfenen Telefonen, wie z.B. dem Wildfire, ab. Da das Legend wie praktisch alle seiner Android-Kollegen nach wie vor mit Firmware-Version 2.1 ausgeliefert wird und ich in einem anderen Artikel sowieso noch auf die Software zu sprechen kommen werde, beschränke ich mich hier erst einmal auf die harten Fakten.

Zwei Dinge, die man immer zu allererst betrachten sollte: Erstens die Displayauflösung, die mit ihren 320 x 480 Pixeln einfach nicht ausreicht. Punkt. Man muss sie nur ein einziges Mal mit einem besser aufgelösten Bildschirm vergleichen, schon wähnt man sich fortan mit dem kleinen Display am Rande des Augenkrebses. Natürlich ist das eine Erfahrung, die man ausschließlich durch persönliches Ausprobieren sammeln kann – ein Besuch im Laden des nächsten Mobilfunkanbieters lohnt sich also unbedingt. Zum Zweiten wäre da die Prozessorleistung. Eine 600 MHz CPU ist verbaut, auch das ist zu wenig. Ich würde im Moment davon abraten, weniger als 1 Gigaherz zu kaufen, wenn das finanziell irgend möglich ist. Die bisher verfügbaren Betriebsssysteme sind zu rechenintensiv, als dass eine langsamere Taktung wirklich sinnvoll ist. Solange separate Grafikchips noch nicht verbreitet sind, wird sich an dieser Situation auch nichts ändern.

Zu Unrecht vernachlässigt habe ich bisher das Design des Legend, das man wirklich loben muss. Das Gehäuse wurde aus einem Aluminium-Guss gefertigt und wirkt dadurch sehr elegant; es fühlt sich etwas kühl an und liegt durch den sanften Knick am unteren Ende und sein gefühlt höheres Gewicht gut in der Hand (wobei natürlich jedes zusätzliche Gramm dafür in der Hosentasche ziemlich nervt). Unverständlich ist hingegen, warum die physischen Tasten so unvorteilhaft angebracht worden sind. Man schaue nur aufs Desire und sehe, wie man es richtig macht: Stehen die Knöpfe etwas hervor, trifft man sie viel besser und spürt gleichzeitig noch einen angenehmen Druckpunkt. Setzt man sie gleichzeitig nach vorn neben die optische Maus, spart man viel Platz für das Display. Auch wenn HTC also durch den einfachen Bildschirm seine Gewinnspanne erhöhen möchte, die Tasten hätten deutlich verbessert werden können. Das gilt auch für besagte Maus: Im Vergleich zu den früheren Trackballs reagiert sie teilweise extrem langsam, auch wenn sie im Alltag nicht sehr oft benutzt werden dürfte.

HTC Legend vs HTC Desire

Noch ein paar Anmerkungen zum Schluss: Für die 3,5mm-Audiobuchse gibt es ebenso wie für den Mini-USB-Anschluss dicke Pluspunkte. So sieht die Zukunft aus. Der iPhone-eske Ausschalt- und Standbye-Knopf gefällt mir, mit einem Tastendruck ist das Gerät verriegelt und ermöglicht es so beispielsweise problemlos, hin und wieder die Fingerabdrücke vom Touchscreen zu wischen. Hält man die Taste im Betrieb länger gedrückt, kann man das Telefon aus-, stumm-, in den Vibrations- oder den Flugzeugmodus schalten – das ist ein durchdachtes Interface. Wie immer kann ich zum 1300-mAh-Akku nur sagen, dass er im Normalfall einen Tag ohne Nachladen übersteht. Höchst unangenehm ist allerdings, dass er sich bei längerer Beanspruchung und auch beim Aufladen über die Toleranzschwelle hinaus erwärmt.

Fazit: Doch, das HTC Legend macht durchaus Spaß. Wer darüber hinwegsieht, dass man manchmal etwas länger warten muss und dass auf dem kleinen Display ständig Platzmangel herrscht, bekommt ein im Großen und Ganzen solides Smartphone, das dank ständiger Updates auch noch eine ganze Weile auf dem aktuellen Stand bleiben wird. Betrachtet man allerdings das Preis-Leistungs-Verhältnis, zeigt sich die dunkle Seite des Angebots: Das Legend wird derzeit für ca. 350€ gehandelt, ein doch ziemlich hoch angesetzter Preis. Führt man sich allerdings vor Augen, dass man das Desire mit etwas Glück schon für 50€ mehr erstehen kann und zwischen den beiden Geräten wirklich schiere Welten liegen, sollte dies hoffentlich dazu führen, dass man sich den Kauf noch einmal gut überlegt.

Florian Lehmuth
11. August 2010
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