Proudly made on earth

CD-Review: Destroyed (Moby)

Moby Cupboard

CC-BY-SA: Goro Memo

Eine nächtliche Stadt besteht aus Licht und Beton. Licht, das perlenkettenartig von den Straßen tropft und die Vorlage für hübsches Bokeh abgibt in den Kameralinsen, die unseren Blick auf die Welt bedeuten. Beton, der totzig gen Himmel strebt und den Sieg des Menschen über die Natur verkörpern soll. Irgendwo dazwischen befindet sich der Raum, der nur von unseren Gedanken belebt wird. Düstere Fantasien, hoffnungsvolles Flehen. Nicht umsonst klingt Mobys neues Album über weite Strecken einfach nur sphärisch. Er lässt sich und den Hörer in einem unendlichen Meer von Zufriedenheit und Unruhe treiben, die sich je nach dem Gemütszustand des Hörers abwechseln. Nicht umsonst ist “Destroyed” geprägt von der Schlaflosigkeit seines Schöpfers, der in den fremden Hotelbetten in unbekannten Städten keine Ruhe finden konnte. Hoppla, fast wurde es kitschig.

Moby war mein Einstieg in die elektronische Musik in einer Zeit, in der ich Alles verteufelte, das nicht von Gitarren erzeugt wurde. Dafür werde ich dem kleinen, kahlköpfigen Mann auf ewig dankbar sein. Anne merkt völlig zu Recht an, dass der zeitweise ziemlich stark in Richtung Kaufhausmusik abdriftete, es aber mit dem neuen Langspieler glücklicherweise wieder deutlich experimenteller angehen lässt. So kann ich angesichts eines ziemlich dichten Gesamtkunstwerks auch kaum bestimmte Anspieltipps geben, explizit haben sich mir “Victoria Lucas” und “Lacrimae” ins Gedächtnis gebrannt. Dafür rate ich, “The Low Hum” und “Lie Down In Darkness” anfänglich zu überspringen. Emily Zuziks und Joy Malcolms Stimmen katapultieren in meinen Ohren zwei schöne Songs in die Belanglosigkeit. Verwiesen sei hingegen unbedingt auf die wunderbare Website zum Album, die durch eine einfachen Idee Visuelles mit Audiastischem kombiniert. Auf eine strahlende Zukunft, Moby!

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Florian Lehmuth
21. Mai 2011
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