Proudly made on earth

CD-Review: Sea Of Cowards (The Dead Weather)

CC-BY-NC-SA: Dániel Perlaky

Gegen Ende der Nullerjahre, als die Tanzflächen fest in der Hand billiger Elektronikmusik und seelenlosem Chartgeplänkel schienen, tauchte plötzlich Jack White auf und brachte uns mit seiner Drittband The Dead Weather den erdigsten und dreckigsten Rock’n’Roll wieder, wie wir ihn nur noch aus den Erzählungen unserer Großeltern kannten. “Horehound” wurde dann auch völlig verdient zu meinem persönlichen Album des Jahres, doch mit einem allzu bald erscheinenden Nachfolger hätte ich keinesfalls gerechnet, schließlich wollen auch die White Stripes und die Raconteurs etwas von Mr. Whites überbordender Kreativität abbekommen.

Doch nichts dergleichen ist passiert, bereits in diesem Mai beglückt uns die Supergroup mit ihrem zweiten Werk “Sea Of Cowards”, das nahtlos an den Vorgänger anknüpft. Schon beim Erklingen der ersten verzerrten Gitarrenakkorde ist klar, dass die Vier an ihrem Konzept nichts geändert haben. Alison Mosshart schreit sich die Seele aus dem Leib, während Dean Fertita die Grenzen seiner Gitarre auslotet, Jack Lawrence wie besessen seine Bassriffs spielt und Jack White unermüdlich auf sein Schlagzeug einprescht. Doch nach einiger Zeit wird klar, dass The Dead Weather vielleicht besser ein wenig länger an dem neuen Material gearbeitet hätten. Es fehlen einfach die wiedererkennbaren Titel, die “Horehound” so fantastisch gemacht haben. Natürlich, es gibt “Die By The Drop”, “I Can’t Hear You” und “Gasoline”, aber es zeigt sich bereits, dass diese gegen “Hang You From The Heavens”, “Treat Me Like Your Mother” oder “60 Feet Tall” keine große Chance haben werden. Ein weiterer Schwachpunkt: Es fehlt ganz eindeutig die Ballade am Ende. Man muss nur an das unbeschreibbare “Will There Be Enough Water?” denken, das möglicherweise sogar der beste Song auf “Horehound” war. So ist nach 35 Minuten auch schon wieder Schluss mit “Sea Of Cowards”, ohne dass uns eine feste Melodie in Erinnerung geblieben wäre. Aber der Repeat-Knopf liegt in greifbarer Nähe und noch ist nicht gewiss, ob aus diesem Album nicht doch noch der völlig unterschätzte Grower wird.

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Nach wie vor besteht die Möglichkeit, die Platte auf NPR vorzuhören, bevor sie sich ab dem 21. Mai käuflich erwerben lässt.

Via Nico

Florian Lehmuth
15. Mai 2010
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