Proudly made on earth

Buchempfehlung: Che (Diverse)

Che Cover

Ich mag Comics sehr gern, aber ich muss offen zugeben, dass ich mich in dem Metier kein bisschen auskenne. Umso erstaunter war ich, als mir Freddie vor einiger Zeit diese graphic novel aus dem Carlsen Verlag über das Leben von Ernesto “Che” Guevara geschenkt hat. Ich kannte die Biographie des Argentiniers schon lückenhaft aus der Wikipedia, aber dieses Buch ist etwas komplett anderes. Erschienen vor circa einem Jahr, also genau zu Ches 80. Geburtstag, stellt es sein Leben in wunderbaren Schwarzweiß-Zeichnungen dar. Bemerkenswert ist, dass der ursprüngliche Comic schon 1968, nur ein Jahr nach dem Tod des Revolutionsführers, veröffentlicht worden ist. Gestaltet haben ihn der berühmte Künstler Alberto Breccio und sein Sohn Enrique, für den Text zeichnete sich Héctor Oesterheld verantwortlich. Als sich die Militärs in Argentinien an die Macht putschten, konnte schon allein der Besitz eines solchen Comics tödlich sein. Oesterheld wurde zusammen mit seiner Familie verschleppt und umgebracht.

Che Innenteil 01

Die Ereignisse kurz vor Ches Tod – von Enrique Breccia

Wenn man zu lesen beginnt, fällt einem sofort auf, dass die Handlung in zwei Teile gespalten ist: Zum einen zieht sich die knapp erzählte, von Alberto Breccia gezeichnete Lebensgeschichte Ches durch das Buch, parallel sieht man aber auch immer wieder Ausschnitte aus den Ereignissen kurz vor Guevaras Tod, die Enrique gestaltet hat. Die Sprache mutet Telegrammartig an und es wimmelt nur so von Abkürzungen (bei denen übrigens das Glossar sehr hilfreich ist), aber all das erzeugt eine interessante, altmodische Atmosphäre, sodass man sich sofort fünfzig Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt.

Che Innenteil 02

Der Verlauf der Revolution – von Alberto Breccia

Allerdings bleibt das Buch dennoch modern, was daran liegt, dass die Revolution nicht allzu euphorisch geschildert wird und dem Leser letztendlich auch klar wird, dass die Utopie Castros Lücken aufweist. Gegen Ende schreibt Oesterheld:

Che bereist erneut die Dritte Welt. Die Enttäuschung wächst. Russlands internationaler Kommunismus ist nichts als ein Deckmantel für Imperialismus, und auch Mao spielt sein Spiel. So geht es also weiter mit Schach und Profit, und so lange auch mit Läusen und Hunger. Bedrängt von allen Seiten, die spärliche Unterstützung halbherzig, Kuba in der Wirtschaftskrise. Che begreift, sie haben sich geirrt …

Alles in allem ein richtig tolles Buch – nochmals vielen Dank, Freddie! Ich rate dringend zum Kauf, beispielsweise anstatt des nächsten Che-T-Shirts.

Florian Lehmuth
31. Mai 2009
Kategorien:

Keine Kommentare

Was sagst du?