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All shall be well – ROODBLAUW

Bis vor kurzem hat sich mir der Sinn von Twitter-Bots nie wirklich erschlossen. Eigewerbung in Form aufdringlicher und meist unpassender Replies? Nein, danke! Doch dann äußerte ich angesichts meiner frisch entwickelten Euphorie für so große Namen wie Mogwai, Sigur Rós oder Explosions in the Sky: »Post-rock könnte mein neues Lieblingsgenre werden.« Maschinell analysiert und verarbeitet, prompt flatterte die Antwort des Bots herein, gesteuert von der Agentur Artmiks. Anbei die Empfehlung einer jungen, aufstrebenden Band des Genres. Ich war verfallen.

All shall be well kommen aus Haarlem – damit ist mitnichten das New Yorker Viertel in kreativer Schreibweise, sondern vielmehr eine niederländische Stadt in der Nähe Amsterdams gemeint. Ihre musikalische Ausdrucksweise ist streng minimalistisch und stets instrumental, was die bis zu zwölf Minuten langen Lieder aber nicht verflachen lässt, ganz im Gegenteil. Vor sphärischem Hintergrund taucht plötzlich eine Melodie auf, wiederholt sich beständig, wird von einer zweiten Stimme ergänzt. Die beiden Gitarren treffen sich, interferieren, laufen wieder auseinander … Post-rock wie aus dem Lehrbuch. Langeweile kommt auch bei der fünfzigsten Wiederholung nicht auf.

Der außergewöhnliche Bandname gründet auf einem Zitat von Juliana von Norwich:

All shall be well and all shall be well and all manner of thing shall be well.

Eine erste Anspielung auf das geschichtliche Interesse des Quartetts, das über sich selbst sagt: »They liken their music to stories rather than songs.« Auch die DIY-Attitüde der Gruppe ist grundsympathisch. Produktion und Distribution werden vom heimischen Studio aus koordiniert; wie selbstverständlich steht die Musik von All shall be well unter einer Creative-Commons-Lizenz und darf kostenlos heruntergeladen werden.

“ROODBLAUW” ist der Titel des neuen und ersten Albums, das im vergangenen Monat veröffentlicht wurde. Auf der Bandcamp-Seite der Niederländer lässt es sich gegen einen frei wählbaren Betrag in verschiedenen digitalen Formaten erwerben; Freunde der Haptik werden sich über die limitierte physische Edition freuen, die für nur 10€ mit einem wundervoll gestalteten, 40-seitigen Booklet aufwartet.

Florian Lehmuth
12. Mai 2011
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