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Das Meinungsmedium – Teil 2

Freitag Stapel

Der zweite Teil meines Berichtes über das neue Konzept des Freitags. Denn dieser besteht ja nicht nur aus dem gedruckten Teil – den weitaus größeren Part macht die Onlineplattform aus. Dort sind alle Artikel der Printausgabe kostenlos erhältlich. Das wirft wiederum die Frage nach der Finanzierung auf: Werbung ist in der Zeitung höchst selten zu finden, auch online stößt man zwar auf ein paar Banner, aber auf anderen Seiten habe ich da schon wesentlich mehr gesehen. Gut, der Preis einer Ausgabe liegt mit 2,90 € schon ziemlich hoch. Aber lassen wir die Frage nach Finanzierbarkeit einmal Sache des Verlages sein.

Das neue Konzept des Freitag soll die Antwort auf die weltweite Medienkrise, die uns deutsche zum Glück noch nicht richtig erreicht hat, bieten. Dass man sich als Zeitungsverlag nicht mehr auf das Papier beschränken kann, haben auch hierzulande mittlerweile alle Unternehmen erkannt. Doch wohl kaum eine Website – sei es die von Spiegel Online, Zeit, FAZ, etc. – konnte sich so schnell ein so dichtes Netzwerk an festen Lesern bilden wie das Angebot dieses kleinen, unabhängigen Verlags. Die Herausgeber haben erkannt, dass es in unserer vom Internet geprägten Gesellschaft für den Einzelnen unverzichtbar ist, seine eigene Meinung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu bietet der Freitag jedem registrierten Benutzer die Möglichkeit, Artikel zu kommentieren und auf Wunsch sogar ein Blog einzurichten. Der Vorteil eines Freitag-gebrandeten Blogs: Herausragende Artikel werden auf gleicher Ebene wie redaktionelle Inhalte dargestellt, wenn sie es bis in die Printausgabe schaffen, bekommt der Autor sogar das gleiche Geld wie ein Redakteur (das schon zuvor angesprochene Honorar von 1,3 Cent pro Zeichen dürfte für Blogger, anders als für hauptberufliche Journalisten, eine gute Bezahlung sein). In der Zeitung werden neben Blogartikel auch Kommentare aus der Community abgedruckt und schaffen so eine enge Verbindung zwischen Netz und Realität.

Schlussendlich möchte ich resümieren, dass das neue Konzept des Freitag für mich sehr gut aufgeht. Das Blatt mag an einigen Stellen zu stark linksorientiert sein, die Website mag ihre kleinen Fehler haben (weswegen sie übrigens auch immer noch in der Beta-Phase läuft), aber trotz allem schafft der Verlag für mich den Spagat zwischen dem Bedürfnis nach einer richtigen Zeitung, die ich anfassen kann, und einem tollen Onlineangebot, auf dem ich alle Artikel kommentieren und in einem Blog selbst Beiträge verfassen kann. Somit ist für mich der “neue” Freitag die unkonventionellste und wegen ihrer alternativen Haltung auch leidenschaftlichste Zeitung, die wir zur Zeit in Deutschland haben.

Florian Lehmuth
9. April 2009
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