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la revolución no será incomible

One Pot Rice, Herbstedition

One Pot Rice 01

Reis: Grundnahrungsmittel oder Teufelszeug?

Jedenfalls das Internet scheint überzeugt, dass es sich um letzteres handelt. In den einschlägigen Foren finden sich seitenlange Threads voller Wehklagen, in denen von klebrigen, pampigen oder gar verbrannten Ergebnissen berichtet wird.

Manche behandeln ihren Reis wie Nudeln und ertränken ihn in Wasser, bevor sie die überschüssige Flüssigkeit abgießen. Andere geben nicht den Körnern, sondern der Küche die Schuld und greifen zum Reiskocher. Die New York Times schließlich empfiehlt, nicht ohne Verzweiflung, vom Herd auf den Ofen umzusteigen.

Dabei ist es so einfach. Auf jeden Fall wasche ich Reis vor dem Kochen, um einen Teil der Stärke zu entfernen. Wenn ich die Zeit habe, weiche ich ihn danach noch 30 Minuten lang ein und lasse ihn wiederum abtropfen. Vollkornreis weiche ich im besten Fall sogar über Nacht ein und kann dafür die Garzeit deutlich reduzieren.

Wenn ich mir einen intensiveren Geschmack wünsche, brate ich die rohen Körner leicht an. Danach muss ich nur noch die richtige Menge Wasser hinzugeben, meist zwei Tassen für eine Tasse Reis, und schon kann nichts mehr schiefgehen. Die Mischung darf einmal richtig kochen, dann stelle ich die Platte auf die niedrigste Stufe oder ganz aus. Der Reis kann in Ruhe quellen, und magischerweise ist die Flüssigkeit fast immer aufgebraucht, sobald sich die Restwärme verflüchtigt hat.

Ganz einfach also. Zeit für das nächste Level: Eine ganze Mahlzeit aus einem Topf, die sich gewissermaßen von selbst zubereitet. Die nur einmal angeschaltet werden muss und dann vergessen werden kann. Perfekt für die Tage, an denen kaum Zeit zum Essen bleibt, geschweige denn fürs Kochen. Und ideal für diejenigen, die deswegen trotzdem nicht zu Fast Food greifen.

Was Martha Stewart mit Pasta kann, schaffe ich mit Reis schon lange.

Dieses Rezept steht ganz im Zeichen der Einfachheit. Nur auf ein High-Tech-Produkt kann ich nicht verzichten, und das ist Parboiled-Reis. Kein Waschen, kein Einweichen, dafür ein Vielfaches der Vitamine von unbehandeltem weißem Reis. Ein kleiner Sieg des Menschen über die Natur, und doch werden beim Parboiling-Verfahren nur die Stoffe verarbeitet, die schon in den Körnern enthalten sind.

In der Küche kann es wiederum gar nicht altmodisch genug zugehen: Je ineffizienter der Herd, je wuchtiger der Topf, desto besser. Ich hacke die Zwiebel, schneide den Kürbis in kleine Würfel und die Karotten in halbzentimeterdicke Scheiben. Fertig! Das Gemüse kommt mit Reis, Linsen, etwas Currypulver und Salz in den Topf. Zum Wasser gebe ich der Cremigkeit halber noch ein wenig Kokosmilch.

Für 4 Portionen

Ich lasse das Ganze eine Minute lang sprudelnd kochen, bevor ich den Herd ausschalte. Der Topf muss auf der Platte bleiben und natürlich darf der Deckel nicht fehlen. Die Restwärme sollte genügen, um das Essen zu Ende zu garen. Innerhalb einer Stunde kann dann serviert werden.

Natürlich kann bei dieser Methode Einiges schiefgehen. Meine Tests auf einem alten Elektroherd sind sehr positiv ausgefallen, aber mit einem Gas- oder Induktionsherd hätte ich keine Chance. In einem solchen Fall führt wohl nichts daran vorbei, die Temperatur nach dem Aufkochen auf die niedrigste Stufe zu stellen und den Herd erst kurz vor Schluss auszuschalten.

Nach meinen Erfahrungen ist das Gemüse genau dann fertig, wenn es der Reis auch ist: Der Kürbis zart dahinschmelzend, die Karotten mit leichtem Biss, die Linsen knackig, aber gar. Wer letztere etwas weicher mag, kann entweder zu roten Linsen wechseln oder die Tellerlinsen über Nacht einweichen—mit ein oder zwei gehackten Zehen Knoblauch im Wasser wird daraus ein echtes Geschmackserlebnis.

Ich serviere das Gericht auf einem Chinakohl-Blatt mit frisch gehackter Petersilie (die zum Fotoshoot leider verhindert war), einigen Erdnüssen und ein paar Spritzern Saft aus einer frisch gepressten Orange.

One Pot Rice 02

Gibt es schon Ideen für die Frühlingsedition?

Florian Lehmuth
8. November 2016
Geschmacksrichtung:

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